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Welche Kirche morgen?
Der Reformprozess in unserer Kirche

 

Teil I - Bestandsaufnahme

 

Schon seit mehr als 20 Jahren wird immer wieder von Verantwortlichen unserer Kirchen auf das Problem der „Überalterung unserer Gemeinden“ hingewiesen und davon abgeleitet, dass deshalb demnächst die Kirchensteuereinnahmen drastisch zurückgehen würden. Dieser Zusammenhang leuchtet jedem ein. So sind sehr viele Arbeitsstellen in den Gemeinden nicht mehr besetzt, Gemeinden zusammengelegt worden, ganze Kirchen fusioniert. Doch tatsächlich ist das Befürchtete bisher nicht eingetroffen, wie man sehen kann, wenn man sich die Kirchensteuereinnahmen sowohl der katholischen wie der evangelischen Kirche ansieht (im Internet unter „Kirchensteuern“ bei wikipedia).

Wie ist das zu erklären? 17.000 Menschen mit einem Einkommen von über 1.000.000 € zahlen ebenso viel wie 21 Millionen Gemeindeglieder. 75 % der Kirchensteuerzahler erbringen dagegen nur 20 % der Gesamt- summe (s. D. Becker, „Kirche in Raum und Zeit“). Deutschlandweit gesehen verdanken unsere Kirchen also sehr viel von ihren jährlichen Einnahmen einigen der wenigen sehr Reichen.

 Außerdem ist Deutschland seit vielen Jahren ein Einwanderungsland. So sind vor allem mehr als 4,5 Millionen Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion u.a. Ländern in den letzten Jahren eingewandert, die zum großen Teil evangelisch sind und viele Kinder mitgebracht haben. Das hat nicht nur für unsere Kirche den Mangel an Kindern Jahr für Jahr etwas ausgeglichen. Die viel beschworene Überalterung Deutschlands liegt ja nicht daran, dass zu viele alte Menschen hier leben, sondern an den zu wenig jungen Menschen und den Kindern, die nicht geboren werden. Jedes Jahr sind es seit der Verbreitung der Pille und der Zulassung der Abtreibung nach meiner Schätzung, mindestens 300.000 zu wenig, wenn die Bevölkerungszahl stabil sein soll. Man kann sich das sehr gut an der Bevölkerungspyramide anschauen, die auf der Web-Seite des Statistischen Bundesamtes zu sehen ist. (www.destatis.de/bevoelkerungs-pyramide)

 Unseren alten Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen, dass sie noch immer leben und dem „Steuerzahler“ Geld kosten, trifft das Problem überhaupt nicht. Dadurch wird kein einziges Kind mehr geboren und kein einziger Jugendliche bleibt deshalb lieber in Deutschland, statt dorthin zu gehen, wo er gut bezahlte Arbeit hat.