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Schwierigkeiten von Integration nicht unterschätzen

 

Die Hoffnung die vorhandenen Probleme durch Förderung von Zuwanderung zu bewältigen, wird auch deshalb nicht erfüllt werden, weil die Schwierigkeiten von Integration unterschätzt werden:

- Wer zugewandert ist, bleibt bis auf Ausnahmen sein Leben lang sprachlich behindert, die einen mehr im mündlichen, andere mehr im schriftlichen Können. Dies gilt auch für die Kinder der Einwanderer, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen. Nicht jedes Kind verkraftet die Mehrsprachigkeit problemlos. Oft bleiben die Kinder in beiden Sprachen in ihren kommunikativen Fähigkeiten hinter den nur Einsprachigen zurück. Längst nicht immer benötigen sie die zweite Sprache im späteren Leben wirklich so oft, dass es ihnen wirklich nützt. Anders ist dies in Ländern in denen alle Bewohner mehrere Sprachen sprechen und sie also auch täglich nutzen können.  

- Die Integration ist nicht etwas, was mit den Jahren automatisch wächst und zunimmt, sondern ist sehr vom Lebensalter, der familiären Situation und den Bezugspersonen abhängig.

- Kinder aus bikulturellen Familien haben es nicht leicht, ihre Identität zu finden. Zumal, wenn man ihnen eine ausländische Herkunft ansieht, werden sie oft gefragt, woher sie kommen. Doch sie kommen aus Deutschland und sind trotzdem in Erklärungsnot. So entwickeln sie nicht selten ein besonderes Interesse an dem Heimatland ihres ausländischen Elternteils/ihrer Eltern. Zum Teil  sind sie sogar stärker als diese selbst interessiert und sind dann womöglich weniger integriert als die Eltern bis hin zum Wunsch, dorthin auszuwandern.

- Konfliktpunkte mit der heimischen Kultur entstehen im Alltag im Zusammenleben meist an ganz banalen Gewohnheiten und kulturellen Eigenheiten: Gerüche bedingt durch verwendete Gewürze und Essgewohnheiten, die Formen der Geselligkeit, der Lautstärke bei Unterhaltungen, die Tischsitten, die  Art der Toilettenbenutzung, der Kleidung u.u.u.

Konflikte entstehen dort, wo Menschen verschiedener Kulturen täglich einander begegnen und sich nicht ausweichen können.

- Die größten Konflikte entstehen jedoch in den ethnischen Gruppen und Familien selber. Unerfüllte Erwartungen an die Migration, an die eigenen Leistungen bzw. der eigenen Kindern, gegenseitiges Verschuldetsein und Abhängigkeiten usw. führen zu verstärkten Aggressionen untereinander. Viele dieser Konflikte kommen nicht zur Anzeige und bleiben deshalb in der Aufnahmegesellschaft unbekannt, nicht aber bei einheimischen Nachbarn und Freunden.

- Wanderungen in solcher Größenordnung und über solche kulturellen Differenzen wie in den letzten Jahrzehnten hinweg, führen zu einer kulturellen und auch religiösen Entwurzlung31 von Menschen. Wenn sie integrationsbereit sind und der Kultur der Aufnahmegesellschaft gegenüber offen sind, haben sie eine doppelte Kultur, eine doppelte Anzahl von Feiertagen, eine doppelte Geschichte zu kennen, eine doppelte Anzahl von Sitten und Gebräuchen in den vielfältigen Fragen des Alltags. Das ist nicht nur eine Bereicherung, sondern auch eine immerwährende Aufgabe der Reduzierung, denn jeden Tag beide Kulturen zu leben ist für den Einzelnen schon zeitlich nicht möglich. So entstehen die verschiedensten Patchworkkulturen, die in sich oft nicht stimmig sind und keinen Sinn ergeben. Die Freiheit, sich mehr oder weniger auswählen zu können, welche Traditionen man auch im Aufnahmeland weiterführt und welche nicht, erzeugt vielfältige Konflikte in den Familien und geschieht immer auf Kosten der Verflachung der bisherigen Kulturen und der zunehmenden Unkenntnis der eigenen Geschichte, Kultur und Religion.

Dasselbe betrifft auch die Menschen in der Aufnahmegesellschaft, die offen sind für alles Fremde und reiseerfahren dies als exotische Bereicherung zu schätzen gelernt haben. Um den Alltag mit seinen Mitmenschen zu regeln und auch mit ihnen in angemessenen Abständen fröhlich zu sein und zu feiern, sich zu begegnen und zu genießen, sich seiner eigenen historischen Wurzeln zu vergewissern und die Umwelt in ihrem So-Sein zu verstehen, reicht eine Kultur. Die anderen Kennenzulernen ist interessant und Menschen anderer Kulturen in ihrem anderen Verhalten tolerant zu begegnen, ist lebensnotwendig. Aber selbst in zwei Kulturen in einer Familie zu leben, ist anstrengend, erfordert immer wieder vielfältige Diskussionen und bedeutet immer Verlust an der eigenen Kultur.

Als Gegenreaktion entstehen ultrakonservative Gegenströmungen, die alles Fremde ablehnen und die überlieferte eigene Kultur bzw. Religion auch im Ausland oder unter Ausländern bewahren wollen und sich so selbst ausgrenzen.

Andere wiederum, insbesondere die Generation der Kinder haben keine eigenen Traditionen mehr. Sie übernehmen die Normen der globalen Konsumgesellschaft als die ihren. Dabei geht es dann nur noch um das Geld und Statusgewinne durch Geld. Menschliche Bindungen dagegen werden schwach und fallen mehr und mehr weg bzw. sind austauschbar. Das Verständnis der bisherigen Kulturen ist gleich null. Sciencefiction ist die Religion, die Hoffnung auf bessere Zeiten und Unsterblichkeit vermittelt.