Beitragsseiten

Antrag Wedekes auf Namensänderung


21.2.1858
Abschrift eines Schreibens von Illaire an den Königlichen Geheimen Staats-Minister des Innern Herr von Westphalen

(GstA PK, I HA, Rep. 100, Nr. 813, unpag.)

 

Euer Exzellenz

mögen aus den (s.v.d) beiliegenden an Seine Königliche Hoheit den Prinzen von Preußen gereichtete Schreiben des bekannten Geheimen Hofrats Wedecke d.d. Leipzig den 1. v(origen) M(onats) geneigtest ersehen, wie auch aus welcher Veranlassung demselben vor Jahren ein Pass unter dem Namen „Hermsdorf“ ausgefertigt worden ist, wie er unter diesem Namen in Frankreich gelebt hat, und ihm ferner führen zu dürfen... Über die von ihm angeführte Veranlassung ergibt sich so wenig aus den Akten des Geheimen Kabinetts etwas als der Herr Minister-Präsident, an welchen ich mich deshalb gewandt, darüber Auskunft zu geben vermocht hat. Hierauf erlaube ich mir, Eure Exzellenz ganz ergebendst anzufragen, ob dort über diese Angelegenheit etwas bekannt ist, und wollen Seiner Königlichen Hoheit zugleich Ihrer... darüber entgegensehen, ob er Bedenken habe, dem Wedecke die Führung des gedachten Namens zu gestatten – selbstverstädlich ohne Adelsprädikat und im Verwendungsfall die Vorlegung einer hierauf gerichteten Order gewärtigen.

 

Berlin, den 21. Februar 1858, gez.: Illaire

 

*******

 

Mit  Genehmigung der Königlichen Majestät vom 24. 3.1858 erhielt Eusebius Wedeke auf seine Bitte hin die Genehmigung den Namen Hermsdorf zu tragen (s. unten den amtlichen Bericht vom 18.4.1860)

 

********

 

Brief vom 14. April 1858 des Advokaten W. Schaub aus Basel an den Geheimen Rat ?
(StA PK, BPH, Rep 59 I, Karl , Nr. 29, Bl 3+4:)

Euer Hochwohlgeboren

habe ich die Ehre in der Beilage einen Brief an Seine Königl. Hoheit den Prinz-Regenten von Preußen nebst einer Denkschrift mit der ganz ergebenen Bitte vorzulegen, beides zu lesen und dann geneigstest unverzüglich den Königlichen Prinz-Regenten vorzulegen.

Die Wichtigkeit dieser Familienangelegenheit des Königlichen Hauses der Hohenzollern bestimmt mich, Ihnen Herrn Geheimrat noch einige Punkte anzudeuten, die ihrer Natur nach nicht in die Denkschrift gehörten, teils des Seiner königlichen Hoheit dem Prinzen von Preußen schuldigen Zuchtgefühl verletzt haben würden. Es sollen auch hier diese Punkte nicht durchgeführt, sondern nur berichtet werden, lediglich zu dem Zweck, um gewissen Ratgebern des Prinzen Carl von Preußen, daran in der Denkschrift Erwähnung geschieht, bei etwa vorkommender Gedächtnisschwäche nachzuhelfen und so dann auch um zu bezeugen, dass ein reiches Material vorhanden ist, um Angriff zu begegnen. Die Sache betrifft Herrn Geheimen Rat Wedeke, der seit 6 Jahren in Frankreich als Baron von Hermsdorff naturalisiert ist. Zwischen S. K. Hoheit dem Prinzen von Preußen Carl und ihm sind Verhältnisse eingetreten, die offenbar Einflüssen dritter, dem Baron von Hermsdorff nicht günstigen Personen zuzuschreiben sind. Früher bestanden zwischen dem Prinzen Carl und Baron von Hermsdorff verschiedene geschäftliche Beziehungen, welche im Jahr 1843 ihren Anfang nahmen und bis zum März 1858 andauerten, Cassionen1 fanden statt, Ankäufe und Verkäufe wurden vorgenommen, Zahlungen geleistet und bezogen. Über alles finden sich die Belege und Verfügungen in Händen des Baron von Hermsdorff.

Unter der Zahl dieser Geschäfte gehören unter anderem der Ankauf von Hypotheken, von dem Hermsdorffschen Berliner Grundstück, der Verkauf desselben, die Zession2 von 12 verschiedenen Forderungen, die Angelegenheit des Berliner s Rousset, Appuhn ec, Fabrikbesitzers Baller betreffende Konzession einer Eisenbahn zwischen Sprottau und Neusalz, welche letzterem Anlass gab, dass die Pension des Herrn v. Hermsdorff für eine fremde Schuld in Beschlag belegt wurde.

Eine gewisse Operation wurde angebahnt zur Erwerbung von Ländereien in Afrika und Colonisation derselben, wovon sich das Projekt der beiden von Hammam Mescontin3 richtet, bei welchem Unternehmen der Prinz Carl nicht unbeteiligt waren, sondern durch seine eigenständigen Verwend bei dem Königsminister Vailant4 und dem Generalgouverneur Randon5und anderen höchstgestellten Personen den Baron von Hermsdorff „al seinen liebsten Jugendfreund“ mit allen Empfehlungen ausstattete.

Seit 7 Jahren gab nun Herr von Heimersdorf seine Zeit und sein Vermögen dieser letzten Angelegenheit hin, im Vertrauen auf die Versprechungen des Prinzen. Im Hinblick auf die zu erlangende Konzession unterließ er auch die Schritte, welche ihn zu seiner eingebüßten Staatspension wieder zu verhelfen geeignet waren und nun will der Prinz Carl durch Schweigen seine eigenen Handschreiben widerrufen?

Die jetzige Sachlage ist die, dass sein Prozess gegen Hrn. von Hermsdorff, wenn nicht vermittelt wird, unausweichlich ist, als Beklagter kann aber derselbe nicht anders, als alle ihm zu Gebote stehenden Schutzmittel sich bedienen und seine Sachwalter werden sicher nicht blöde und auch nicht verlegen sein. Es kommt nur darauf an vorzubeugen und den Prozess zu vermeiden. Das ist der Grund, warum die beiliegende Denkschrift an S. K. Hoheit den Prinz-Regenten übergeben wird.

Bei den Schwierigkeiten, die einer direkten Zustellung entgegenstehen dürften, und in Berücksichtigung, dass Herr von Hermsdorff die fragliche Angelegenheit als eine Familiensache nicht in weitere Kreise verbreitet wissen will, hat er Umgang genommen, die Schriften an das Ministerium zu adressieren und zieht vor sich an Sie, den langjährigen Vertrauten S. K. Hoheit des Prinz-Regenten, zu wenden.

Um eine gefällige Antwort ergebenst bittend, habe ich die Ehre, mit der vorzüglichsten Hochachtung zu verharren

Euer Hochwohlgeboren Ergebenster W. Schwab, Advokat


Amerkungen:

 

1 Was diese waren, habe ich nicht ermitteln können

2 Die Zession ist die rechtliche Definition der Übertragung einer Forderung von einem Gläubiger (Zedent) auf den nächsten Gläubiger (Zessionar). Die Grundsätze der Zession sind in § 398 Abs. 1 BGB verankert und sehen in der Zession einen Verfügungsvertrag, der nach vertragsrechtlichen Maßstäben beurteilt werden muss. Dabei muss eine Einigung zwischen dem Abtretenden und dem Abtretungsempfänger entstehen. Grundsätzlich können alle Forderungen mit Vermögenswert abgetreten werden.“ - so: https://www.bwl-lexikon.de/wiki/zession/ - Zugriff am 3.1.2023

3 s.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hammam_Maskhoutine – heute ein algerischer Kurort

4 Jean-Baptiste Philibert Vaillant: 1854-1859 franz. Kriegsminister: https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_Philibert_Vaillant

5 Jacques Louis Randon: Gouverneuer von Algerien: s. https://fr.wikipedia.org/wiki/Jacques_Louis_Randon

*******

 

28.5.1858: Schreiben des Innen-Ministers Westphalen an den Königl. Staats-Minister und Minister des Königlichen Hauses Herrn von Massow (s. GStA PK, I HA Rep. 100, Nr. 813):

 

Euer Exzellenz übersende ich in ganz ergebenster... Schreiben vom 29.2..... des Geheimen Hofrat a.D. Wedecke jetzt Hermsdorf betreffenden Allerhöchsten Kabinetts-Beschluss vom 28. August 1846 mit dem demütigsten Bemerken, dass die darin...

mit demselben aufgenommene Verhandlung weder in meinen Büro-Akten sich befindet, noch mir anderweitig bekannt ist. Wenngleich in dieser Allerhöchsten Kabinettsrder nur die Bedingung ausdrücklich gestellt ist, dass er seinen Wohnsitz nicht in oder in der Nähe von Berlin nehme oder ohne Allerhöchste besondere Erlaubnis dahin zurückkehren dürfe, widrigenfalls die Zahlung seiner Pension aufhören soll, so enthält diese darin doch in ihrem weiteren Verlauf die bestimmte Anweisung, dass „sobald“ der Wedecke „sich in Berlin oder Potsdam betreffen lassen sollte“ , die Entziehung seiner Pension sofort zu bewirken sei. Demgemäß ist ihm auch, als er Anfang März 1848 aus dem hiesigen Unteruchungsarreste entlassen war, auf Verfügung des verewigten Ministers Bodelschwingh unter dem 13. ej ad Protocoll eröffnet worden, dass , wenn er hier oder in der Umgebung länger als bis zum 15. verweile, er sich der Gefahr des Verlustes seiner Pension aussetze; Widerspruch hiergegen hat er 1848 nicht erhoben. Nach Lage der Akten meines Büros würde hierüber....ich mit verbindlichsten …. haben

Berlin, den 28. Mai 1858                              (Unterschrift: )   Westfahlen

 

(weitere Bermerkungen am Rand von anderer Handschrift)

 

********


Schreiben vom 9.6.1958 vom Minister des Inneren Ferdinand von Westphalen 

 

Nachdem durch Eure Exzellenz geneigte Rücksprache mein ergebenstes Schreiben vom 30. v(origen) Monats erledigt worden, geht mir das nebst seinen Beilagen hier angeschlossene Gesuch der Geheimen Hofrat a.D. Hersdorf d.d. Basel, den 6. v(origen) Monats zu, worin er, wenngleich ohne ausdrücklich darauf anzutragen den Wunsch Allerhöchster Anerkennung seiner Eigenschaft als Baron von Hermsdorf zu erkennen gibt.

Soweit ich nach Lage der Akten meines Büros und abgesehen von den unbescheinigten zur Zeit also für mich nicht maßgebenden Anführungen des Hermsdorf die Verhältnisse zu überblicken vermag, würde ich um so weniger Veranlassung haben, dem Gesuch meinerseits förderlich zu sein, als ich nach dem abschriftlich hier anliegenden Schreiben des Herrn Wirklichen Geheimen Rats Illaire vom 21. Februar voraussetzen kann, dass Seine Königliche Hoheit der Prinz von Preußen bei Gestattung des Annahme des Namens Hermsdorf durch den Wedecke darüber zweifellos waren, dass Adelsprädikate demselben keinesfalls zuzugestehen seien. Indessen gehört das jetzt vorliegende Gesuch seinem Zweck nach zunächst zu Eurer Exzellenz Ressort, weshalb ich mich darauf beschränken zu müssen glaube, Hochdenselben die Beschlussnahme darauf ganz ergebenst anheimzugeben und nur die ebenmäßige Bitte damit verbinden, geneigst, meine Abschrift des Gesuchs und seiner Anlagen , die ich der Besschleunigung halber hier nicht ausfertigen lassen mochte, und Hochdero Entscheidung in der Sache mitteilen zu wollen.

Dass übrigens dieses Gesuch von Basel aus datiert und auch dort zur Post gegeben ist, kann mich in dem Glauben, dass der Hermsdorf in neuester Zeit hier sich aufgehalten hat oder auch noch hier ist, nicht zweifelhaft machen, zumal man ihm wohl zutrauen könnte, dasselbe von hier nach Basel, um es dort zur Post zu befördern, ge(?) zu haben.

 

(Unterschrift: ) Westphalen

 

*******

 

Abschrift eines Schreibens vom 16. Juni 1858 des Innenministers von Westphalen an Eusebius Wedeke:

 

Euer Hochgeboren Eingabe d.d. Basel, den 6. dieses Monats, kann mich, wie ich Ihnen nach Einvernehmen mit dem Herrn Minister des Königlichen Hauses, zu dessen Ressort die Adelsangelegenheiten gehören, eröffne, um so wenigr zu dem darin angedeuteten Antrag veranlassen, als ich mich, ebenso wie der gedachte Herr Minister, fällt es auf einen derartigen Berichterstattung ankommen sollte, sowohl gegen die Anerkennung des Adels, den Sie sich beilegen, als auch gegen Ihre Erhebung in den Adelsstand aussprechen würde. Die Beilagen Ihrer obgedachten Eingabe sende ich Ihnen wieder zurück.

 

Der Minister des Innern
gez.: von Westphalen

 

*******

 

Abschrift der Mitteilung vom 17. Juli 1858 des Polizeipräsidenten Freiherr von Zedlitz an den Königlichen Staats- und Minister des Innern, des Ritters hoher Orden Herrn von Westphalen, Exzellenz (in: GStA PK III HA MdA, Nr. 1080):

Bei der Rückgabe der... Kand. Verfügung vom 8. d(ieses) Monats C73.503verfehle ich nicht, Eurer Exzellenz Folgendes gehorsamst anzuzeigen:

Der Hofrat a.D. Wödicke Hermsdorf hat sich nach den abgehaltenen Recherchen hier zuletzt vom 2. oder 3. März bis 16. oder 17. April d(ieses) Jahres und zwar unangemeldet aufgehalten.

Wödicke, der wie schon erwähnt, entweder am 2. oder 3. März hier eintraf, nahm bei einem Fräulein Stelzer, Lützower Wegstraße Nr. 1 Wohnung und teilte dieser mit, dass er sich hier incognito aufzuhalten wünsche, weder Visiten machen noch Besuche annehmen werde, unter dem falschen Vorgeben, dass er dies dem gehorsamst Unterzeichnenden angezeigt habe, mit dessen Bewilligung auch seine Anmeldung unterlassen könne. Die Stelzer setzte in diese Angaben keinen Zweifel und meldete daher Wödicke nicht an. Am 1. April verzog Wödicke zu dem Kaufmann Lichtenfeld, Lützower Wegstraße Nr. 4 und mochte diesem wohl dieselben Angaben gemacht haben, da Lichtenfeld ebenfalls die Anmeldung unterlassen hat. Wödicke hat hier nur 14 Tage gewohnt und sich dann noch 2 Tage wieder bei der Stelzer aufgehalten, von wo er nach Basel in der Schweiz abgereist ist. Von dort hat er bereits an die Stelzer, mit der er ein intimes Verhältnis angeknüpft zu haben scheint, geschrieben und erwähnt, wie er im Spät - „Herbst oder frühestens im Winter hier“ wieder eintreffen werde, und sich zu diesem Zweck wieder die früher innegehabte Stube bestellt.

Als Zweck seines Aufenthalts hierselbst hatte Woedicke, der den Namen Baron von Hermsdorf sich beigelegt hatte, angegeben, den Verkauf seines früheren Hauses mit dem Rentier Sontag zu regulieren. Sontag hat sich denn auch fast täglich bei ihm eingefunden und verkehrte regelmäßig mit ihm. Andere Personen sind bei Wödicke nicht bemerkt worden, wohl aber haben sich nach seiner Abreise bei Lichtenfeld mehrere Personen nach ihm erkundigt, die Schuldforderungen an ihn hatten.

Es scheint denn auch nach den Angaben des Lichtenfeld sowohl als denen des Gold- und Silberwarenhändlers Ascher, Schlossfreiheit Nr. 8, als wenn Wödicke sich hier nur aufgehalten habe, um durch Scheinanleihen sich Geld und wertvolle Sachen zu verschaffen, da er von Ascher für 500 rt Waren auf Kredit entnehmen, und von einem Zimmermeister, dessen Name nicht genannt worden ist, 500 rt bar leihen wollte. Bei beiden hier ermittelten Fällen hat Woedicke jedoch nicht seinen Zweck erreicht. Sontag, welcher als ein intimer Freund von Wödicke bezeichnet wird, soll ihm bei dessen Schwindelgeschäften treulich zur Seite gestanden haben, und es wird sogar der Verdacht ausgesprochen, dass Sontag selbst einen pekuniären Nutzen hiervon gehabt habe.

Bei Lichtenfeld sowohl als bei Stelzer hat Wödicke vor seiner Abreise seine Rechnungen bezahlt, letzterer hat er auch noch einen Wechsel über 200 Franken auf einen Buchhändler Schneider gezeigt.

Außer dem hier Ausgeführten hat über Wödicke nichts ermittelt werden können als dass er während er bei der Stelzer wohnte, mehrere Tage krank gewesen ist, und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hat.

Berlin, den 17. Juli 1858

 

Brief vom 15.8.1858 (StA PK, BPH, Rep 59 I, Karl , Nr. 29, Bl. 13) des Prinzen Carl an seinen Bruder Wilhelm, der erst mit Order seines Bruders vom 7. Oktober Prinz-Regent wurde, ihn zwischenzeitlich aber seit 1857 immer mal wieder zu vetreten hatte:



Dringend ersuche ich Dich, bester Wilhelm, Dir, womöglich noch heute den Staatsanwalt Herrn Nörner kommen zu lassen, der Dir meine Lage auseinandersetzen wird, in die ich durch leichtgläubige Gefälligkeit bei Indossierung1 2er Wechsel gekommen bin, wahrlich nicht aus Habgier, sondern meine Unwissenheit in derlei Manövern missbrauchend, soll ich jemand filou's gegenüber dies jetzt auszahlen!

Dazu erbitte ich Deines, d.h. Staatshilfe, indem von den schönen (?) vorigen Jahres mir nur noch wenig bleibt, in dem früher …Bären gefüttert worden sind und ich in Perspektive noch ca. 50/m für Ankauf (33.000 Taxwert) des Kurfürstlichen Jagdschlosses und dessen... und Ausbau desselben; Aufbaun der Waisenanstalt (14.000) etc brauchen werde.

Pericula in Mora!

Freunde in der Not
gehen 100 auf ein Loth - findet gewiss auf Dich keine Anwendung.

15. August 58,2abends Dein Carl


Noch vor dem Schlafengehen muss ich Dir für die schleunige Hilfe, die mir heute nachmittag wurde, meinen herzlichsten Dank sagen. Leider wurde sie mir nicht durch Manteuffel, sondern durch den unbequemen Massow zuteil, der noch in diesem Jahre die Summen von den Revennen (?) abziehen will!

Bester Wilhelm sur ce, je prie Dieu qu'l Vous ait en Sa sainte garde3
Sonnabends Abd. Dein Carl


********


(StA PK, BPH, Rep 59 I, Karl , Nr. 29, Bl. 18:) Berlin, den 17. Oktober 58, abends ½ 10

Bester Wilhelm,

ich ersuche Dich dringend, Dir durch den Minister-Präsidenten4, der in meinem Auftrage von einem fremden Prozess in der Schweiz durch den Staatsanwalt Nörner genau Kenntnis erhielt, oder durch diesen selbst in kürzester Frist Vortrag halten zu lassen, um Nörner auf meinen Wunsch mit einer Vollmacht versehen zu lassen – die in wenigen Worten an den Minister-Präs. nur zu bestehen braucht, damit Nörner von den badischen Behörden die nötigen Mittel erhält, einschreiten zu können.

Ein amerikanischer Konsul a.D. hat den Wedecke-Hermsdorf wegen einer Summe angeklagt, die der Amerikaner in einer algerischen Bank-Enttreprise des W. vorgestreckt, wissend, dass ich einige Empfehlung … dem damaligen Präs. Lt. Nap., dem Gouverneur von Algerien u.a. geschrieben. Wie wohl jeder deutsche Gerichtshof die Absurdität der neuen Wed. Forderung:

ich müsse den Amerikaner bezahlen, weil ich allein daran Schuld sei, dass jene warme Bäder - Enterprise nicht zustande gekommen sei, weil ich allen Verkehr mit W. abgebrochen, so steht bei einem Schweizer Gericht der radikalsten Art doch ein unberechenbarer Skandal in Aussicht, worauf er den beiden Klagenden nur unbekannt.

Zum Glück sind solche schlagenden Beweise und W's und seines Komplizen Herrn Sontag Schurkerei, Betrügereien und Erpressungen in Nörners Hand, dass beide jahrelang – nach hiesigen Gesetzen – zu sitzen kommen müssen. Deshalb muss man aber W. in unsere Hand bekommen, wozu die badischen Behörden mitwirken müssen, da W. Baselland bewohnt und er aus bedachtem Grund aus Baden … werden muss.

Ich beschwöre Dich, die Sache nur mit Min. Freiher v. Manteuffel oder Nörner besprechen zu wollen, da der W. sonst Wind bekommen könnte.

Pericule in Mora!!5

Dein getreuer Bruder Carl

 

Anmerkungen:

 

1 indossieren: s. https://www.onpulson.de/lexikon/indossieren/

2 Der 15.08.1858 war ein Sonntag!

3 Französisch: „In diesem Sinne bete ich zu Gott, dass er Dich in seiner heiligen Obhut hat.“

4 Bis zum 6. November 1858 war Otto Theodor von Manteufel Ministerpräsident: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Theodor_von_Manteuffel

5 Periculum in mora = Gefahr in Verzug