Beitragsseiten

Februar 1848

 

Am 4. Februar schreibt der König Friedrich Wilhelm IV. eine kurze Notiz an (?) Er hätte es lieber gehabt, wenn man nicht das Protokoll der Vernehmung Karls benutzen, sondern ein neues aufnehmen würde, dass die sehr guten Berichtigungen enthalte, (die ihm wohl vorliegen oder die er selber gemacht hat ?) . Daran sei aber nicht zu denken, da das alte Protokoll schon zu bekannt sei. Er bittet den Empfänger sich jetzt mit Thile und Bodelschwingh auszutauschen, „in wie weit man sich gegen Wedeke ausfragen (h)ieß“. Der König schlägt vor, ihn in „seine Heimatstadt Königsberg als Wohnort unter Aufsicht“ zu verweisen.1



11. Febr. : Staatsanwalt an Friedrich Wilhelm IV:  Frage nach Berücksichtigung von §49: ..Eurer Excellenz habe ich seiner Zeit von der Verfolgung Anzeige gemacht, die ich gegen den Geheimen Hofrat Wedecke … eingeleitet hatte. Euer Exzellenz haben mir darauf eröffnet, daß Sr. Majestät der König von der Sache Kenntnis genommen und zu be(stellen) geruht haben: ich solle die Sache mit voller Strenge bei dem Gericht verfolgen. Die Voruntersuchung ist jetzt soweit gediehen, daß der Untersuchungsrichter mir in einigen Tagen die Voruntersuchungs-Akten vorlegen wird. Ich habe dem nach $49 des Gesetzes vom 17. Juli 1846 zu prüfen, ob ich die Einleitung der Gerichtsuntersuchung für begründet erachte.“ Er fragt „gehorsamst“ nach, ob der Befehl dahin gehe, in jedem Fall eine Anklage zu erheben oder ob er vorher über seine Erkenntnisse dem König berichten soll, ehe er seine Erklärung dem Königlichen Kammergericht übergebe.

Am 18.02: schreibt Carl aus Baden-Baden seinem königlichen Bruder2: „Teuerster Fritz, den Inhalt Deines letzten Briefes vom 13. Februar, den ich gestern erhielt, hat mich tief geschmerzt!!! Nicht ich erwählte … die Riegel des Gefängnisses zu lüften, sondern W. selbst. Er schrieb mir durch seine Frau aus dem Gefängnis und in den kläglichsten Ausdrücken, nur um eine Zeile Antwort flehend, ob ich … an dem 24.3 auch andere Forderungen stellen würde, indem er zu verscheidenen Malen kleine Summen von mir erhielt. Auf diese Briefe antwortete ich nur aus Mitleid4, so Unrecht es auch ist, dem Eingekerkerten zu antworten, das gestehe ich gern. Wie mir seine Frau seinen Brief zuschickte, erhielt sie die Antwort für ihn, die sie ihm wahrscheinlich beim Abschiedkuss zusteckte, da sie ihn nie allein sehen durfte. Jetzt würde Herr Gall5 aber die Befragung übernehmen, wie sie mich gestern wissen ließ.

Dass ich jenes Capital übrigens für verloren ansehe, schrieb ich Dir schon Silvester Abend und setzte hinzu „mit Freuden“, nur schenken wollte ich sie ihm nicht, was er eigentlich beabsictigte.

Dass der Schurke jetzt diese (nun Dir gnädigst mitgeteilte) Deutung gibt, kann mich nicht neu ?.., aber von jenen verehrten Männern wie M. Uhden und den langen Kleist, schmerzt es mich tief, dass sie solche …, heute Deutung geben könnten, mich doch ....

Jetzt wo der W. dermaßen in der (K..) sitzt, wird er noch ganz andere Dinge improvisieren und erdichten, wie ich Dir in meinem vorgestrigen Schreiben schon andeutete,

Ich, sein früherer Verfechter, der so lange mit Blindheit geschlagen war, der es öfter über sich genommen, seinen Namen mit dem des W. nennen zu lassen, um den unschuldig verfolgt Geglaubten zu schützen und bis jetzt gut, genug um W's Schand über sich ergießen zu lassen – - und es wird geglaubt!!! Er ist übrigens ein sehr ernstlicher lieber Mann, wird es bald heißen, denn er ist noch nicht hoch genug gestellt, um täglich auf sein Konto Lügen zu lassen, und was man jetzt ja gern tut.

Ich sehe es kommen, dass sich W. …. und herauslügen wird, dass man ihn noch um Verzeihung bitten muss, ihn unschuldig eingesperrt zu haben. Nicht die Hälfte seiner Spitzbüberei dürfte ihm bewiesen werden, … um Felletzner und Lowzow, denen man gern auf's Wort glaubt. Ich hätte zu bemerken,6 bester Fritz, dass wie ich mit Briefen aus dem Kerker beglückt werden konnte, auch Felletzner und Lowzow ihre Instruktionen erhalten mochten, alles längst abgekartert war und jetzt die Sache so schön klappt, so ganz im Geschmack meiner Freunde! Die Lug und Trug wo anders suchen als im Kerker – Man muss sagen, dass er die Komödie mit Gell 7recht heraus … als dieser den W. die schöne Aussicht in die Zukunft eröffnete, aber wie kann man sich auch über einen Acteur wie ein „Werner“ noch wundern, der sich seit 18 Jahren auf die Begriffe Maske meisterhaft versteht und auf den.Konturen der schwärzesten Bosheit mit...geht!!!

Hätte ich jene Korrespondenz etc. nicht schon über 2 Monat verbrannt8 (17.) so wäre schon heute mein Diffamierenz-Prozeß angestrengt (Auch dieser Handlung wird jetzt natürlich ein Grund à la made untergeschoben werden). Doch ich überlass es Dir, ganz Deinem Ermessen, bester Fritz, nach Rücksprache mit Uhden und Kleist, und ich bin bereit gegen den Schurken aufzutreten, nur schicke mir dann einen kräftigen Juristen, etwa G.K. Bischoff, weil die anderen Herren, die ich kenne, alle zu hoch stehen, wie z. B. Kleist, der mir liebste wäre, trotz seines lieblosen Urteils. Gewiß gelingt es Dir, und ich bitte herzlichst darum, dass Du den lieben Langen anderes sehen lässest, auf dass er mir seine Freundschaft nicht entzweite, erkenne ich offen, bekenne ich es Dir, dass es sehr ungebührlch9 von mir war, dem W. auf seine Briefe zu antworten. Doch weiß es Gott, es war der letzte.

Von mir war es umso unzulänglicher, als der 1. Brief nach der v. Kl. Couriers alion abging, was aber mit dem Empfang des W. Briefes an sich zusammenhängt, aber worüber ich Dir, bester Bruder und K. herzlich um Verzeihung bitte, die Ihr mir gewiß angedeihen lasset. - Nicht das 1., aber das letzte Mal soll es gewesen sein, an dem der nichtswürdige W. mich aus dem Gleise gebracht hat für alle Ewigkeit, so wahr mir Gott helfe.

Dein dankbarer treuer Bruder Carl

Auch diesen Brief liest
Du wohl so gnädig (ohne?)…
Wilhelm mitzuteilen

 

25. Februar abends: durch in Berlin eintreffende Zeitungen wurde Revolution in Paris mit den üblichen 3 Tagen Verspätung bekannt

Am Montag, dem 28. Februar in einem Extrablatt der „Allgemeinen Preußischen Zeitung“, dem Regierungsorgan mittags, dass auf telegrafischem Wege Nachrichten aus Paris vom 24.2. angelangt seien(Ebd. S. 5f)

29.02.: Voß. Zeitung meldet die Nachricht von der Revolution (A. Wolff: , Bd. 1, S. 4 zur Problematik)

 

 

1 GStA PK, Rep. 59,1, Bl. 3

2 GStA PK, BPH, Rep 59 I, Nr. 28, Bl. 4

3 War also für den 24. Februar eine Verhandlung angesetzt?

4 Doppelt unterstrichen

5 = ?

6 Doppelt unterstrichen

7 Gell oder Gall – ein Gerichtsmitarbeiter?

8 Doppelt unterstrichen

9 Doppelt unterstrichen