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März 1848



06.03.: Voß Zeitung: S.1: ...“die Eisenbahnen, in denen mittelbar und unmittelbar die größte Hälfte unseres ganzen Wohlstandes liegt.“

 

8.03: Prinz Carl aus Baden-Baden wieder eingetroffen1


Schreiben vom
8. März 18482, eingegangen am 9. März (mit einer Bemerkung und Unterschrift oben drüber vom 5. Mai3) an das Königl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten:

Euer Königlich Hochlöbliches Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ersuche ich ganz ergebenst, eine Allerhöchste Ordre, durch welche die abzugsfreie Verabfolgung des dem Geheimen Hofrat Wedeke mittels Allerhöchster Ordre vom 28. August 1846 bewilligte Pension von 1125 Th nach dem Auslande genehmigt worden, mir gefälligst eine beglaubigte Abschrift mitteilen zu wollen, da solche den Rechnung des hiesigen Zivil-Pensions- und …Kasse pro 1846 als Beleg beigefügt werden muss.
Berlin, den 8. März
Im Auftrage des Herrn Finanz-Minister (Unterschrift:) Berger



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Schreiben von E. Wedeke vom 9. März 1848 an den Prinzen Carl:

Durchlauchtigster,
Gnädigster fürstlicher Prinz,
Gnädigster Prinz und Herr!

Eurer königlichen Hoheit lege ich anbei diejenigen Dokumente ganz untertänigst zu Füßen, welche von der Geldsumme vergeben wurden, welche höchstdemselben zugehören und deren Unterbringung ich zu besorgen hatte, der Wert stellt sich auf 53.000 T, welche mit 5 % verzinst werden.

Nach den mir gewordenen Andeutungen dürfte sich mein Preußisches Untertanen-Verhältnis jetzt auflösen. Wahrscheinlich gehe ich nach Süddeutschland oder nach dem Elsaße. Es sind diese, die vom Vaterlande entferntesten Landschaften, in denen deutsch gesprochen wird. Wie ich eben von Berlin mit meiner zahlreichen Familie fortkommen soll, weiß ich nicht. Verbindlichkeiten drücken mich....

Eure fürstliche Hoheit werfe ich mich daher ganz untertänigst zu Füßen und bitte, in betracht der vielen Dienste, welche ich der loyalen Sache erwiesen habe – worüber die Beilagen Zeugnis geben, obgleich … ein kleisnster Teil des Vollbrachten ist – huldreichst dahin zu wirken:

  1. dass mein Haus gegen Aushändigung der in meinen Händen befindlichen Hypotheken mit den darauf gestandenen Schulden übernommen wird und mir 32.400 T bar ausgezahlt werden und

  2. dass meine Pension von 1125 T zu 3 ½ ode r4 % kapitaisiert (wird)

Wenn auf meine untertänigsten Wünsche eingegangen wird, so bleibt mir, nun ich mich von allen Schulden befreie, die mir das Omnibus-Unternehmen und andere Verhältnisse aufdrückten, doch kaum soviel übrig, dass ich mit meiner großen Familie notdürftig bestehen kann.

Eurer Königlichen Hoheit Huld und Gnade übergebe ich hiermit ganz untertänig und … mein Geschick!

In tiefster Untertänigkeit

Eurer Prinzlichen Hoheit ganz untertänigster Knecht Eusebius Wedeke

Berlin, den 9. März 1848



( Am Rande stehen mit Bleistift Bemerkungen mit anderer Handschrift so oben bei den 53.000 T, einmal 45.000, darunter ein Strich und 8.000 sowie weiter unten Bemerkungen und, wenn ich richtig lese u.a. 30.000 und 8000)

GStA PK, I HA Rep 100, Nr 813; unpagn. = ein eigenhändiges Schreiben des Wedeke

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Wedeke schrieb am 10. März aus Hamburg, Hotel de l' Europe, Zi. Nr. 01 an den Justizminister von Uhden

Eure Exzellenz haben mich gestern zu einer Audienz befohlen. Leider konnte ich nicht erscheinen, weil durch eine Verfügung Seiner Exzellenz des Staats-Minister von Bodelschwing meine Abreise von Berlin beschleunigt worden war.

Sollte die Neigung vorherrschen, durch eine Rücksprache mit mir gewisse Geldverhältnisse zu ordnen, um dadurch zarte Verhältnisse der Öffentlichkeit zu entziehen und soll gleichzeitig mein Ausscheiden aus dem Preußischen Untertaneverbande Gegenstand der Unterhaltung sein – so stelle ich Euer Excellenz ich es ganz gehorsamst anheim, einen Vertrauten nach Hamburg zu schicken, um hier mündlich ein weiteres zu verabreden, was schriftlich nicht erschöpfend geschehen kann.

… Eurer Exzellenz gehorsamster Diener Eusebius Wedeke

 

 

s: GStA PK, I, HA Rep 100, Nr. 813, unpag., eigenhändiges Schreiben des Wedeke

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Laut dem Schreiben des Innenministers Westphalen vom 28.5.1858 (s. unten) wurde E. Wedeke Anfang März aus der Hatft entlassen und am 13. März vom damaligen Innen-MInister Bodelschwingh dazu verpflichtet, dass, wenn er  in Berlin "oder in der Umgebung länger als bis zum 15. verweile, er sich der Gefahr des Verlustes seiner Pension aussetze. "  Darüber war ein Protokoll aufgenommen worden. Schon mit dem Kabinetts-Beschluss vom 28. August 1846 (s. oben)  war ihm unter Androhung des Verlustes seiner darin genehmigten Pension die Auflage erteilt worden, sich nicht mehr in Berlin und Umgebung, also auch nicht in Potsdam, aufhalten und wohnen dürfe.

Widerspruch hiergegen habe er 1848 nicht erhoben. (s: GStA PK, I, HA Rep 100, Nr. 813, unpag.)

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14.03.: Die Voß. Zeitung schreibt auf S. 11: „(Eingesandt) Von der niederschlesischen Zweigbahn kein Lebenszeichen! So ist es denn wohl Zeit zu fragen, wann wird es endlich belieben, den Aktionären die schuldige Zinsenrate auszuzahlen?!“ Auf Seite 20, der letzten sind neben den Börsen und Geldkursen auch die Erlöse der Eisenban-Aktien aufgelistet. In der Nummer vom 15. März folgt dann ein Bericht über die Einnahmen der Niederschlesischen Eisenbahn im Februar 1848.


W. am 14. März 1848 aus Preußen durch eine Verfügung von Bodelschwingh ausgewiesen (lt Kliem S. 287)



15.03.: Karl an FW: bittet um 5000 Thl für Kurkosten wegen der Krankheit seiner Tochter Luise. Er war deswegen mit ihr 8 Monate an kostspieligen Orten der Villa Charlotta, Mirau und Baden-Baden auf den Rat der Ärzte hin zur Wiederherstellung seiner sich nur allmälich erholenden Tochter.4 Die Summe wird ihm als Geschenk gewährt.5

 

 

1 Adjudantenjournal vom 8.3.1848: https://actaborussica.bbaw.de/adjutantenjournale/detail.xql?id=P0000949

2 GStA PK, III. HA, MdA, ZB Nr. 1080

3 s. Schreiben Bergers vom 5. Mai 1848

4  GStA PK, BPH, Rep 59 I,, Nr. 36, Brief des Prinzen Carl an FW IV. vom 15.03.1848

GStA PK, NL Raumer, Haushalt 1848, unter 7.

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Am 19.03. 1848 schrieb Eusebius Wedeke aus Hamburg an Uhden:

Hochgeborener Herr Justizminister!
Hoch(gebietener) Herr Staatsminister!

Euer Exzellenz hatte ich die Ehre unter dem 16. ganz gehorsamst anzuzeigen, dass ich mich zu der befohlenen Audienz nicht einstellen konnte, weil ich am 14. Berlin gezwungen verlassen musste; zugleich bat ich um beschleunigte Abwicklung meiner politischen und finanziellen Verhältnisse. Bis jetzt blieb ich aber ohne Antwort, was meine persönliche und pekuniäre Lage anfängt peinlich zu machen, und stelle daher gehorsamst anheim: die von Eurer Exzellenz dem Baron von Lowzow angedeuteten Vorschläge mir gnädigst schleunig zugehen zu lassen oder mich baldigst nach Berlin zu berufen, damit meine Angelegenheit in kürzester Frist mündlich abgemacht werden können.

In tiefsster Ehrfurcht verharre ich
Euer Exzellenz ganz ergebenster
(Unterschrift:)                                                     Eusebius Wedeke

Hamburg, 19.3.48; Hotel de l' Europe, Zi. Nr. 01

 

 

s: GStA PK, I HA Rep 100, Nr 813; unpagn.

 

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20.03.: Voß. Zeitung: Palais des W zum Nationaleigentum erklärt (= Prinz v. Pr. Wilhelm)
Zug der befreiten Polen durch Berlin mit Mieroslawski an der Spitze


21. 03. Voß. Zeitung:W nach England abgereist (= Prinz von Preußen Wilhelm)


23.03. 1848, Berlin: Eigenhändiges Schreiben des Königs Friedrich Wilhelm IV.:

„Ich veranlasse das Ministerium meines Hauses , an den Wirklichen Geheimen Ober- Regierungs Rat Dr. v. Raumer dreissig Tausend Taler zu einem gewissen Behufe aus dem Kron-Fideikommiß-Fonds zahlen zu lassen. Berlin, den 23. März 1848. Friedrich Wilhelm“1

 

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Berlin, den 23. März 1848

An die Köngl. Kronfedeikommiss- Kasse
dies wird in Gemäßheit den in beglaubigter Abschrift hier beigefügten Allerhöchsten Kabinettsorder vom heutigen Tage hiermit angewiesen, zu einem gewissen Behufe „Dreissig Tausend Taler an den unterzeichnenden wirklichen Geheimen Ober-Regierungsrat Dr. von Raumer zu zahlen und extraordinär zu verausgaben.

Berlin an Ministerium des Königlichen Hauses

Im Auftrage Seiner Durchlaucht
Raumer

 

(s.: GStA PK I HA; rep 100, Nr. 813, unpag.)

 

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Die Zahlung erfolgte am 25. März 18482: Die Quittung – sehr fahrig und schwer lesbar geschrieben von Wedeke s Hand lautet:

30.000 T

dreißig tausend Taler hiermit als die mir zustehende von Seiner königlichen Hoheit, dem Prinzen Carl habe ich von dem Wirklichen Geheimen... richtig …. erhalten und leiste darüber hiermit Quittung.

Berlin, den 25 ten März 1848 Eusebius Wedeke

 

 

 


Dazu hat er eine Erklärung unterschrieben, die von Raumer ihm vorlegte und auch unterschrieb:


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Actum Berlin, den 25. März 1848


Es erschien heute dem Unterzeichneten der geheime Hofrat Herr Eusebius Wedeke und erklärte;

nachdem mir heute laut besonderer Quittung von dem wirklichen geheimen Ober Regierungsrat v. Raumer 30.000 T Courants, geschrieben dreißigtausend Taler Courant, welche ich sn Sn. Königliche Hoheit den Prinzen Carl von preußen zu fordern hatte, ausgezahlt worden sind, so erkläre ich mich hiermit wohlbedächtlig wegen aller und jeder etwaigen Forderungen und Ansprüche völlig befriedigt und abgefunden und habe dergleichen Forderungen und Ansprüche, aus welchem Gunde es auch sei, nicht weiter geltend zu machen.

Der Herr geheime Hofrat Wedeke erklärte ferner:

ich habe beschlossen, meinen Wohnsitz und Aufenthalt außerhalb der preußischen Staaten und Deutschlands zu nehmen. Ich unterwerfe mich hiermit und verspreche, dass meine bisher bezogene Pension aus dem Königlichen Staats..., mir nur solange ausgezahlt werden braucht, als ich, wie gedacht, einen Aufenthalt und Wohnsitz außerhalb Preußen und Deutschland nehmen und haben werde, ich willige mithin ausdrücklich ein, dass mit Zahlung der gedachten Pension eingehalten werden kann und solche gänzlich hinwegfallen soll, sobald ich meinen Aufenthalt innerhalb der preußischen Staaten oder selbst innerhalb Deutschlands genommen haben werde, ohne dazu Allerhöchste Erlaubnis erlangt zu haben.

Der Herr geheime Hofrat Eusebius Wedeke erklärt ferner:

Ich versichere hiermit auf meine Ehre, Pflicht und Gewissen, dass ich keine solchen Papiere und
Briefschaften, welche meine eigenen oder anderer Personen Verhältnisse zu SKH dem Prinzen Karl betreffen und für Höchstdenselben von Interesse und Wichtigkeit sind, so daß damit ein Mißbrauch getrieben werden könnte, jetzt noch (?) mich haben, sollten sich solche noch unbemerkt in meinem Gewahrsam noch befinden, so werde ich sie nachträglich geheimlich ausliefern.

Herr geheimer Hofrat Wedeke erklärt auch:

Ich gelobe auf Ehre, Pflicht und Gewissen, niemals und zu keiner Zeit solche Dinge und Umstände, welche meine bisherigen Verhältnisse zu SKH, dem Prinzen Karl betreffen, entweder selbst bekanntzumachen oder einem anderen, wer es sei, zur Bekanntmachung mitzuteilen noch sonst durch mich bekannt werden zu lassen, widrigenfalls oder wenn solche Publikationen dennoch durch mich veranlasst erden würden, ich mir gefallen lassen will und einwillige, dass die obige Pension aus der Staats... einbehalten werde und hinwegfälle.

Letzlich erklärte Herr geheimer Hofrat Wedeke:

ich bekenne hiermit den hiesigen Empfang einer Schuldverschreibung des von Lowtzow an mich über 8000 T des dato 28. August 1847. Diese Verhandlung ist dem Herrn geheimen Hofrat Wedeke zum Durchlesen übergeben, von ihm überall genehmigt und von ihm nachstehend vollzogen worden.



(Unterschrift - groß.) Eusebius Wedeke

Verhandelt wie oben
Georg Wilhelm von Raumer
wirkl. Geh. Ober Regierungsrat ...'3

 

 

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1 GStA PK, I. HA Rep 100, Nr. 813, unpag., eigenhändiges Schreiben des Königs, zit. bei M. Kliem, S. 289

2 ebd.

3 GStA PK, I HA, Rep 100, Nr. 813, unpag;  von M. Kliem teilweise zitiert S. 289