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1843


1843: Ausscheiden aus dem Vorstand der Niederschlesischen Eisenbahn



1. Juni 1843: Brief vom Prinz Wilhelm an seinen Bruder Carl. Er beginnt: „Soeben sendet mir der Generalleutnant von Thiel auf Deinen Befehl ein Schreiben des Ministers von Bodelschwingh1 als Antwort auf meinen Brief vom 17. (Mai) an Dich in Betreff der Schlesischen Eisenbahn Angelegenheit. Da ich meinen Brief nur mit Angaben füllen konnte, die mir aus meinem Gedächtnis erinnerlich waren oder aus mir vorliegenden Papieren, so werde ich gern einräumen, wo ich mich geirrt haben sollte, aber doch offen aussprechen, wo man sich jeweils irren wollte.“2

Zur Seite 2 des ihm vorliegenden Schreibens von Bodelschwing: „ Es muss ein Irrtum von mir sein, wenn ich glaubte, dass nur das halbe Kapital am 7. Januar eingezahlt sein sollte. Dagegen fehlt im Bericht jegliche Angabe, die zur Aufklärung der Nichterfüllung der Zeichnung dienen könne und dieselbe sogar völlig erklärlich mache. Ich hatte sie in meinem Brief angegeben und sie sind nicht widerlegt worden. Sie bestehen darin,
dass 1. durch die Stellung Wedekes kein Vertrauen existiert,
2. dass durch die in Aussicht gestellte Zins-Garantie des Staats niemand zeichnen wollte, ehe man diesselbige Gesetz nicht kannte.

Ad Pag 3: Der Minister von Bodelschwingh sprach mit mir gegen Ende des Jahres 1842 über die Lage der Sache und auf sein Befragen erklärte ich, dass ich natürlich den Wedeke fallen lassen würde, wenn er ds Geschäft hinderte, denn mir käme es auf die Sache und nicht auf die Person an, dass er aber die Gesellschaft fallen lassen wollte, sagte er mir nicht, sondern äußerte selbst, dass das Wiederaufleben der früheren Gesellschaften ein großer Übelstand sein werde, dem man begegnen müsse. Dies war ganz meine Ansicht, der ich noch hinzufügte, dass ich mich ja gerade an die Spitze gestellt hätte, um meiner Gesellschaft die Consession zu erwirken, um die anderen tot zu machen.

Ich kann also unmöglich glauben, dass sich gleichzeitig der Minister bemühte zu erkundigen, ob nicht andere Gesellschaften aufzufinden ein würden, da eine coninstitionierte3 (Summe) mit 2,5 Millionen noch existierte, die, sobald Wedeke abtrat, ohn allen Anstoß fortbestehen bleiben musste und konnte, wenn man sie nicht aus mir unbekannten Gründen stürzen wollte.

Hie(ran) zeigt sich der erste feindliche Schritt gegen die Gesellschaft. Das zweite zeigt sich
ad Pag 4 wo nach Erlöschung der Consession der Breslauer Gesellschaft die weiteren Anträge anheimgegeben wurden, statt die Niederschlesische nach Wedekes Austritt zu coninstionieren oder doch vorzugsweise zu begünstigen, da sie fort zu exisieren am 8. Januar erklärte.

Von diesem Moment lag es mir klar zu Tage, dass man nicht dem Wedeke, sondern dem Unternehmen, dem ich mich gewidmet hatte, zu Leibe gehen wollte und hieruas lassen sich nun auch alle folgenden Maßnahmen erklären.

Dass mir dies persönlich sehr empfindlich sein muss, wirst Du gnädigst einsehen, denn mit Wedekes Austritt war jedes Hemmnis gehoben, wenn man nicht eben die Gesellschaft sprengen wollte, um die Breslauer heran zu bringen...“4

Im folgenden geht es um die versprochen und vorhandenen Gelder der Niederschlesischen Eisenbahn-Gesellschaft und in wieweit andere Gesellschaften Staatszuschüsse erhalten haben. Zu Seite 29 des Ministerschreibens notiert Prinz Wilhelm: „Der König schoß die Summe vor, weil er und niemand zweifeln konnte, dass nach Wedekes Austritt das Geschäft nun Schwung erhalten würde, und man dann nicht mehr an ein Zurückziehen der Concession dachte. Dies Zurückziehen bringt also den König wahrscheinlich um die 20.000. Warum Du die Concession nicht verlängertest, ist mir noch nicht klar gemacht worden. Ich glaube, dass dies Verhältnis des Königs genau ins Auge gefasst werden muss.“5

Unterzeichnet ist das lange Schreiben mit „Dein treuer Bruder Wilhelm“

Also war auch der König von diesem Geschäftsvorhaben mit betroffen und waren alle drei Brüder in die Problematik Wedeke auch schon zu diesem Zeitpunkt eingeweiht, hielten sie jedoch nicht für die eigentliche Ursache, dass es mit dem Bau der Niederschlesischen Eisenbahn6 nicht vorwärts ging, sondern sahen die Konkurrenz anderer Eisenbahngesellschaften und dem Verhalten des Ministeriums Bodelschwing als Ursache an. Er führt hier Summen auf, bei denen es insgesamt um 14 (zu pag 26) bzw. 20 Mill.(auf der letzten Seite) Thaler geht.

 

1844

 

 

17.2.1844 Vertragsabschluss in Berlin zwischen  E. Wedeke, Busson du Maurier und Carles Eugeniie d' Hanens Am 24.10.1844 schickte Baron d'Hanens diesen Vertrag in einem französichen Schreiben an "Seine Hoheit", den er mit Monsigneur anredete.7

 

Die geplanten Unternehmen betrafen den Bau einer Eisenbahn von der Oder bis zur russischen Grenze, die Errrichtung einer Dampfschiffahrt auf der Oder von Stettin über Frankfurt/Oder bis nach Breslau, die Erwerbung von Domänen und Wäldern zum Zweck der Parzellierung, der Gründung von Holzfällannstalten und sowie andere ähnliche Unternehmungen zum Gegenstand. (vgl. die Anklageschrift von 1848, Bl.128 v )

 

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15. März 1844: Selbst verfasster Lebenslauf von E. Wedeke - eine Selbstverteidigung geben die Anklage "seiner Feinde"
(GStA PK, VI HA, NL E. Wedecke, Nr. 14, Bl. 58+59)

 

Der Oberhof- und Domprediger Wedeke zu Königsberg, als Rektor Magnificus 1815 starb, war mein Vater. In meinem sechzehnten Lebensjahr bezog ich die universität, um Theologie zu studieren; durch äußere Verhältnisse bestimmt, ward ich Soldat und im Januar 1823 Offizier in der 1. Artillerie-Brigade. 1828 kam ich als Lehrer und Erzieher zum Kadetten-Korps nach Berlin, ging von da 1829 nach Königsberg zurück und half das Rétablissement um Pillau vollenden. Die Juli-Revolution brach aus, ihr folgte die Polnische . Die Cholera drang nach Preußen: durch den Glauben an Vergiftungen und durch Polnische Sympathien verleitet, wurde diese Krankheit Ursache des Königsberger Volksaufstandes vom 28. Juli 1831. Es war mir hier Gelegenheit geboten, dem Staate gute Dienste zu leisten: ich ließ auf die Empörer einhauen, zerstreute die sich sammelnden Fabrikarbeiter und empfing dafür die Anerkennung von Seiten der Bürgerschaft einen Ehrenpokal, von den Stadtverordneten ein offizielles Dankschreiben, von dem Regierungspräsidenten Meding eine Empfehlung an den Herrn Staatsminister von Brenn und eine Aufforderung, aus dem Militär in Zivilverhältnisse zu treten. Das geschah im Jahr 1832- Eine offizielle Belobung meines Tuns von der bürgerschaft Königsbergs aus gesandt an den Herrn Generals-Leutnant von Witzleben (Anm. 10) ) Exzellenz, ward unterdrückt, mir aber nachträglich eine Abschrift von jenem Schreiber zugesandt.

In Berlin war ich nach abgelegter Staatsprüfung von dem Herrn Staats-Minister von Brenn nach Rheinbayern gesandt, um die dortigen revolutionären Elemente zu erforschen. Die Beschlüsse des Hambacher Festes, die Verbrüderungen des Pressvereins durch SchülerSavoye , Heib, Wirth , Siebenpfeiffer  etc. gestiftet, wurden enthüllt und die Bestrebungen der gefürchteten Polen durch meine Berichte klar an das Licht gezogen.

Die Art und Weise, auf welche meine Kräfte und Fähigkeiten verwendet wurden, widerstrebte aber mein Glaube. Ich erlaubte mir, dies bescheidenlichst an den Generals-Leutnant von Witzleben, welcher Anteil an meinem Schicksal nahm, zu sagen und ermutigende Antwort:

„Sie sind Offizier, Sie werden in das Hauptquartier der Feinde geandt, wollen Sie vor der Gefahr zurückbeben! Ihr Herr und König kennt Ihre Leistungen. Sie werden Ihrer Majestät perönlich vorgestellt werden und dasselbe hören, was ich Ihnen jetzt sagte. Bleiben Sie hier und eifrig im Dienste, sagen Sie stets die Wahrheit und es wird vorzüglich für Sie gesorgt sein. Sie sollen es nie bereuen, diesen dornigen Dienst hier betrieben zu haben.“

Nach diesen Verfügungen wurde ich dem Gouverneur von Mainz Herrn General-Leutnant von Müffling überwiesen und trat von Neuem Missionen an, welche zur Folge hatten:

  1. Die Entdeckung der militärischen Verschwörung in Würtemberg

  2. Die Scholtenbrandtsche Verschwörung in Köln etc.

  3. die des Regierungs-Rats Szumann in Posen

  4. die Plan, welche die Mitglieder des jungen Deutschlands , der jungen Zukunft usw. behalten,

  5. die Umtriebe, welche von Paris aus durch Lafayette , Odilon-Barrot, Earnignae (?) in Deutschland auch Emmissäre unterhalten wurden

  6. zeigte ich den Aufstand in Frankfurt zwei Monate vor seinem Ausbruch mit allen Einzelheiten an;

  7. fand sich Gelegenheit den Plan zu finden, welchen die Nassauischen Demagogen bereites im Begriff standen auszuführen, nämlich: durch Scheinverkauf wollten sie Mitglieder von republikanischen Gesinnungen in die Kammer bringen und durch diese den Herzog die Domänen abstreiten;

  8. die Kammerverhandlungen in Darmstadt nahmen 1833 eine üble Wendung; ich teilte vor der Eröffnung derselben Absichten der Parteien mit.

Eine Menge andere nicht unwichtige Objekte wurden durch mich vorher an den Tag gebracht.

 

Im Juli 1833 empfing ich den Befehl, nach Töplitz zu gehen. Des Hochseligen Königs Majestät trafen mich dort an verschiedenen Tagen und wiederholten huldreichst dieselben Versprechungen, welche ich mittelbar durch den Herrn Minister von Witzleben gehört hatte. - Auf Allerhöchsten Befehl wurde ich dem Herrn Fürsten Metternich vorgestellt, zu einer Konferenz befohlen und musste über die süddeutschen Zustände einen mehr als zweistündligen Vortrag halten. Später hatte ich nochmals das Glück zur Audienz mit dem Fürsten Staats-Kanzler berufen zu werden und empfing darauf den Allerhöchsten Befehl, nach Königswarth zu..., um von dort über das Darmstädtische Ministerium...., welche im Begriff stand, den Schwaben Pfalz zu nehmen, zu berichten und zu einer Mission nach der Schweiz....

 

In der Schweiz... 1833 die Polen und flüchtige Deutsche. Ich konnte den Zug der Gewalt (Romani) mehr anzeigen und empfing aus Wien einen... gnädigen Dank.

Der Einfall.... in das Königliche Polen hatte in Westpreußen viele Verwandlungen herbeigeführt. Zum Polizei-Rat ernannt, war ich nach Strasburg … gesandt, um dort im Einverständnis mit den Kaiserlich Russischen Behörden über die Sicherheit des Grenzlandes zu wachen und die Untersuchung gegen die Teilnehmern an dem Morde der Kosacken zu führen. - In Warschau, wo ich durch den Herrn Staats-Minister von Brem beglaubigt war, hatte ich Konferenzen mit dem Herrn Fürsten Paskewitsch . Der Kriegs-Gouverneur von Warschau, General-Leutnant von Pankratico (?) /iev (?) tratdaraufhin mit mir in dienstliche Verbindung und es ist in dem Jahre meiner Anwesenheit an der polnischen Grenze die Ruhe vollständig erhalten worden. Im Herbst 1840 kam der Fürst Paskewitsch nach Berlin, er erinnerte sich meiner und empfing ich für die im Jahr 1834 geleisteten Dienste den St. Annen Orden.

1835 erhielt ich eine schwierige, geheime Mission anch den... in Preußen. Diese und meine Wahrheitsliebe den Provinzial-Behörden gegenüber waren Ursache, dass von der höchsten Behörde der Provinz abwärts die Beamtenwelt mir feindlich gesinnt wurde. Geschützt durch den Herrn Staats-Minister von Rochow Exzellenz kehrte ich nach Berlin zurück.

Einige Missionen nach Dresden und Leipzig machten es möglich, die Art des Angriffs Alĭbauds auf den König der Franzosen vorherzusagen.

1837 ward ich zum Geheimen Hofrat ernannt und mir die Enthüllung der umtriebe derUltramonanen übertragen. Die Wirrnisse in Kölln durch den Erzbischof von Droste riefen mich an den Rhein. - in den belgischen Klöstern der Redemptoristen, den Schulen der Jesuiten bei dem Bischof von Bommel, bei dem Erzbischof Sterks (?) wurde es mir möglich, das Getreibe der Römlinge zu enthüllen. Das Hauptgebiet jener Partei , damals wie jetzt, besteht in dem Bemühen:

  1. die Römische Priesterschaft soweit als möglich auszubreiten und

  2. ein ähnlich unabhängiges Reich wie Belgien auch in den Rheinprovinzen und Westfalen zu gründen.

(Folgender Abschnitt war wegen meiner verschwommener Aufnahme für mich schwer lesbar)

Die in Straßburg, in der Schweiz, in Hildesheim, Dresden hätten....keinen gewaltigen     verfolgen

 

in Berlin... übergeordnete, eben sofort zum Handeln entschlossener Römlinge, jene.... und ist zu fürchten, dass dem Gouvernement noch weitere.... bevorstehen

Bis jetzt hatte ich auf den Befehl des Herrn Staats-Ministers von Rochow..., diese in allen Provinzen des Staates und des Auslandes....

 

kommt den Einwirkungen Frankreichs auf Deutschland in der Hand  (?) und ist durch mich und meine Anordnungen die Regierung oder die... bloßgestellt werden

 

 

Vielfach war ich in Lebensgefahr, auf der Landstraße musste ich mein Leben mit dem Degen verteidigen, man schoß nach mir, wollte mich vergiften. Die Geißelgewölbe der Jesuiten in Freyburg sind mir bekannt und hat mich in den Jahren meines schwierigen und undankbaren Dienstes der ...mächtigen Gnade stets beschützt und ich sollte nicht glauben, dass mich der barmherzige Gott bestimmt hat, meinem Hern und Könige mit aller hIngebung und erfolgreich auch ferner... zu dienen, und ungeschminkt die Wahrheit in der jetzigen Zeit zu sagen? Wer könnte die Erfahrungen, die ich habe, wie die Provinz- und Lokalkenntnisse nachweisen, wer diese Wissenschaft ersetzen, die ich seit neuen Jahren in halb Europa einsammelte!? Ich habe entschiedene Feinde meiner treuen Gesinnung wegen, auch Feinde, welche fürchten, ihr Getriebe könnte vor unseren Herrn und könig entlarvt werden. Daher mag es kommen, dass ich allerhöchsten Orte verklagt, angeschuldigt worden bin. Allein ich wage evor der Gnade Seiner Majestät des Königs zu hoffen, man werde mich nicht in den Staub treten, sondern dass die Zeit erschienen ist, welche mir diejenige Anerkenntnis gewähren soll, die mir durch des Höchstseligen Königs Gnade und durch die unmittelbaren Organe Allerhöchstdesselben vielfach worden sind.

 

Berlin

  1. März 1844              E. Wedeke       Geheimer Hofrat

 

1844: Königlicher Konsul zu Galatz8

 (Erst nach seinem Ausscheiden dort auf eigenen Wunsch, wurde das Konsulat in ein Vize-Konsulat umgewandelt. s. I. HA. Rep 81 Konstantinopel nach 1807, VI Nr. 156, Schreiben des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten Berlin, vom 2. März 1846, kurz zuvor hatte E. Wedeke sin Ausscheiden aus diesem Amt und seine Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen beantragt.) 

 

 

(GStA PK, III. HA, MdA, ZB Nr. 1080)

Nach dieser Notiz vom 14. Juni 1844  aus den Akten des Ministeriums für äußere Angelegenheiten veriente Wedeke als Konsul von Galatz 3000 Taler.

 

Anmerkungen: 

 

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Bodelschwingh_der_%C3%84ltere

2 GStA PK, NL Thile, Abschrift des Briefes vom 1. Juni 1843 Blatt 1

3„ instionieren“ heißt: anstiften – Es handelt sich also um die schon bereitgestellten Gelder

4 GStA PK, NL Thile, Abschrift des Briefes vom 1. Juni 1843 Blatt 1-2

5 GStA PK, NL Thile, Brief vom 1. Juni 1843

6 Dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Niederschlesisch-M%C3%A4rkische_Eisenbahn

7 GStA PK, Rep 59, Nr. 28, B. 88ff

8 Galati – damals Herzogtum Moldawien unter osmanischer Herrschaft, heute Rumänien,

9. GStA PK,  VI, HA, NL E Wedeke , Nr. 14, Bl. 58-59  (1832-41)

10. https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_von_Witzleben oder https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Witzleben_(General) – beide waren zu dem Zeitpunktdieses Schreibens noch nicht General-Leutnant